Theologische Grundlagen

des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes
Hessen-Nassau e.V.
Der Evangelische Gemeinschaftsverband Hessen-Nassau blickt auf eine lange und wertvolle Tradition in der Gemeinschaftsbewegung mit einer pietistisch geprägten Frömmigkeit zurück. Dafür sind wir dankbar und daran halten wir fest. Gleichzeitig nehmen wir wahr, dass viele unserer Mitglieder und Freunde ihre eigenen Prägungen und geistlichen Biografien in das Leben unserer Gemeinden einbringen.
Diese theologische Breite und Weite schätzen wir sehr und möchten sie auch in den kommenden Jahren weiter fördern. Gleichzeitig merken wir, dass wir deutlich benennen müssen, wo unsere theologischen Grundlagen liegen. Nicht im Sinne eines kleinsten gemeinsamen Nenners, sondern vielmehr als theologisches Fundament, auf dem wir gemeinsam aufbauen können.

Jesus Christus

Wir sind davon überzeugt, dass Gott in Jesus Christus Mensch wurde. Durch das Leben Jesu, sein Sterben und seine Auferstehung wurde unsere Welt mit Gott versöhnt. Er lädt uns in eine ewige Beziehung mit dem Vater ein. Diese Einladung nehmen wir im Glauben an und werden so zu Gottes Kindern. Allein aufgrund seiner Gnade und nicht aufgrund unserer Leistungen werden wir von ihm anerkannt und angenommen. Wir wissen uns eng mit Gott verbunden und sind davon überzeugt, dass sein Heiliger Geist in jedem Christen lebt, wirkt und ihn verändert.
Wir sind weiter davon überzeugt, dass diese Welt in und durch Christus geschaffen wurde und das alles in ihm sein Ziel hat. Darum ist er das Zentrum unseres Glaubens, unserer Gemeinde, unseres Lebens und unserer Gemeinschaft.

Die Bibel

Die Bibel in ihrer Ganzheit ist für uns Wort Gottes und damit die normative Grundlage unserer Aussagen über Gott, sein Wesen, seine Beziehung zu uns, zu dieser Welt und über unsere Beziehung zu ihm als auch untereinander.
Dabei ist uns bewusst, dass wir als Menschen mit unterschiedlichen Prägungen, Biografien und Überzeugungen Aussagen der Bibel unterschiedlich verstehen und auslegen. Darum sind wir davon überzeugt, dass ein gemeinsames Verstehen und Leben der biblischen Aussagen immer auch von Spannungen begleitet sein wird. Hier wollen wir fair und respektvoll miteinander reden, nachdenken und so um die Wahrheit ringen. Wo wir unterschiedliche Überzeugungen und Traditionen haben, wollen wir das als Ergänzung verstehen und voneinander lernen. Wo uns das nicht gelingt, wollen wir in Liebe miteinander umgehen und Spannungen aushalten.

Die Gemeinde

Im Neuen Testament wird die Gemeinde Jesu mit unterschiedlichen Begriffen („Tempel Gottes“, „Haus Gottes“, „Volk Gottes“, „Braut“, „Leib Christi“ ) beschrieben. Dabei geht es immer um eine Beziehung zwischen Gott und Menschen. Darum sind wir davon überzeugt, dass die Gemeinde Jesu aus den Menschen besteht, die von Jesus in eine tiefe und persönliche Beziehung zu ihm gerufen wurden und die sich in diese Beziehung haben hineinnehmen lassen. Begründet und sichtbar ausgedrückt wird die Zugehörigkeit in der einmaligen Taufe, die wir in ihren unterschiedlichen Formen anerkennen, die dann ihren Ausdruck in der Mitgliedschaft zu einer Ortsgemeinde findet. Vereinbarungen und Absprachen helfen uns, unser gemeindliches Leben zu gestalten. So wie es nur einen Leib Christi gibt, gibt es auch nur die eine Gemeinde Jesu, zu der wir als Gemeinschaftsverband mit unseren eigenen Traditionen und Ausprägungen gehören. Wir bejahen unsere Zugehörigkeit zur Evangelischen Landeskirche, wünschen und fördern Kooperationen, Vernetzungen und Zusammenarbeiten mit anderen Gemeinden vor Ort, im Rahmen des Gnadauer Verbandes, der Evangelischen Allianz (DEA) und des Arbeitskreises christlicher Kirchen (AcK).

Alpha und Omega

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Wir sind davon überzeugt, dass diese Welt in und durch Christus geschaffen wurde und das alles in ihm sein Ziel hat.

Unser gemeinsames Leben und Arbeiten beschreiben wir auf eine vierfache Weise:

Evangelisation
Wir sehnen uns danach, dass Menschen sich in eine lebendige und ewige Beziehung zu Jesus Christus hineinnehmen lassen. Darum verkündigen wir auf vielfältige Weise unseren Glauben und laden dazu ein. Gleichzeitig möchten wir Menschen weltweit dorthin senden, wo die befreiende Botschaft von Jesus noch unbekannt ist.

Gottesdienst.
Damit meinen wir zum einen regelmäßige Veranstaltungen, in denen wir uns gemeinsam auf das Reden und Wirken Gottes ausrichten und u.a. mit Liedern, Bekenntnissen und Gebeten darauf antworten. Zum anderen soll unser alltägliches Leben ein Ort sein, an dem wir das Wesen und den Charakter Jesu sichtbar werden lassen.

Diakonie
Wir sind davon überzeugt, dass sich unser Glaube und unsere Beziehung zu Christus auch im Leben und im Dienst für die Menschen um uns herum und weltweit zeigen soll. Wir möchten darum Menschen in Notlagen begegnen, ihnen dienen und ihnen auf diese Weise etwas vom Reich Gottes zeigen und sie so Gottes Liebe erfahren lassen.

Gemeinschaft
So wie Christus uns mit sich verbunden hat, so hat er uns auch untereinander verbunden. Darum sind uns gute, tragfähige, vertrauensvolle und freundschaftliche Beziehungen untereinander sehr wichtig und werden von uns bewusst gefördert.
Wir möchten uns gegenseitig helfen und dabei unterstützen, unsere (geistlichen) Gaben und Fähigkeiten zu entdecken und sie zum Wohl der Gemeinde und der Menschen um uns herum einzusetzen.

Als Gemeinschaftsverband möchten wir Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Kulturen eine geistliche Heimat sein. Dabei erwarten wir nicht, dass unsere Prägungen von allen angenommen oder übernommen werden. Vielmehr sehen wir, dass es unterschiedliche Gemeindeformen und Frömmigkeitsprägungen unter dem Dach des EGHN gibt. Das, was uns eins macht, sind nicht unsere Traditionen und Frömmigkeitsformen, sondern unsere Erwählung in und durch Jesus Christus.
Theologischer Arbeitskreis des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Hessen-Nassau e.V. (EGHN), Herbst 2020

Verabschiedet auf der Delegiertenversammlung am 30.01.2021